Wie Sie sich erlauben, genauer hinzuschauen

Der Philosoph William James hat einmal gesagt: Wenn die Pforten der Wahrnehmung gereinigt wären, erschiene uns alles, wie es ist – unendlich.

Die Pforten der Wahrnehmung – unsere Sinne – sind in der Tat Tore zur Unendlichkeit. Und da, wo die Unendlichkeit beginnt, wo das Leben sich unbegrenzt, in aller Weite und Offenheit zeigt, fängt der Spaß erst richtig an.

Doch sind wir dazu überhaupt bereit?

Denn das, was uns so häufig Schwierigkeiten und Kummer bereitet, ist die Vorstellung, dass alles einmal zuende sein könnte. Und diese Vorstellung behagt uns ganz und gar nicht, sie macht uns Angst und führt dazu, dass wir uns an Dinge und Menschen klammern und uns selbst in kleine, selbstgezimmerte Gefängnisse sperren.

Hinter verschlossenen Türen

Wenn Sie auch manchmal das Gefühl haben, in solch einem engen, muffigen Gefängnis zu stecken, dann könnte es ja mal ganz interessant sein, den Kopf an die frische Luft zu stecken und einmal ganz genau hinzuschauen … und hinzuhören, zu lauschen … und genau hinzufühlen … zu schmecken und zu riechen.

Wollen Sie die Tür öffnen?

Vollen Gebrauch von Ihren Sinnen zu machen, erlaubt Ihnen, die Gefängnistür ein klein wenig zu öffnen. Ja, das ist richtig, SIE können sie öffnen, denn sie ist gar nicht verschlossen. Sie war die ganze Zeit über offen, und tief in Ihnen wußten Sie das auch; aber Sie hatten möglicherweise Angst, nachzusehen, denn die ganze Fülle und Weite des Lebens schien Ihnen einfach zu viel.

Dann lieber doch nicht so genau hinschauen

Den meisten Menschen geht es so, dass sie lieber nicht so genau hinschauen, denn sie befürchten, überwältigt zu werden. Doch diese Angst ist unbegründet. Denn Sie haben diese Weite und Offenheit ja schon gelegentlich erlebt, in besonderen und außergewöhnlichen Momenten (doch da haben Sie sich schnell wieder zurückgezogen); außerdem kommen Sie aus dieser offenen Weite, und eines Tages werden auch wieder dort hin zurückkehren.

Aber warum so lange warten?

Hier und jetzt können Sie sich selbst die Unendlichkeit offenbaren, indem Sie die Pforten der Wahrnehmung reinigen und Ihre Sinne voll und ganz nutzen:

klar sehen, ohne dem Gesehenen einen Namen zu geben; genau hinhören, ohne das Gehörte zu beurteilen; intensiv fühlen, ohne das Gefühlte mit etwas anderem zu vergleichen; sanft riechen und ganz fein schmecken, um die unterschiedlichsten Nuancen zu entdecken.

Ãœber die Sinne hinaus

Wenn Sie eine Zeitlang sehr intensiv übst, vollen Gebrauch von Ihren Sinnen zu machen, werden Sie bemerken, wie Sie plötzlich über Ihre Sinne hinausgehen und sich Ihnen etwas sehr außergewöhnliches zeigt, etwas, das mit Worten nicht beschrieben werden kann, doch was Sie selbst in besonderen Momenten schon erlebt haben. Sie werden eine zunehmende Leichtigkeit spüren und eine Lebenslust, die Sie möglicherweise schon lange vermißt haben. Jetzt wird es Ihnen immer leichter fallen, wirklich leidenschaftlich und aus vollem Herzen zu leben 🙂

 

[div3 class=“quote“ class2=“quote-l“]Das Zen des Sehens
Unsere Augen schauen tagtäglich unendlich viele Dinge an, wir schauen durch Linsen, durch Teleskope, in Fernsehröhren. Unser Anschauen wir damit jedem Tag perfekter – aber wir nehmen immer weniger wahr.

Nie war es nötiger als heute, über das Sehen zu sprechen. Denn immer mehr technische Spielereien – Fotoapparate und Computer, Kunstbücher und Videos – verschwören sich gegen uns und übernehmen unser Denken, unser Fühlen, unser Erfahren, unser Sehen.

Wir sind nur noch Anschauer, Zuschauer. Wir sind „Subjekte“, die auf „Objekte“ schauen. Schnell versehen wir alles mit Etiketten: Etiketten, die ein für allemal an den Dingen haften. Diese Etiketten erleichtern uns die Zuordnung, aber wir sehen nichts mehr. Wir kennen die Etiketten aller Flaschen, aber den Wein schmecken wir nie.

So stolpern wir blind durchs Leben und haben vergessen, dass ein Mensch Augen hat, um zu sehen, um wahrzunehmen.

Das Sehen läßt mich plötzlich ganz Auge sein, ich vergesse mich, bin frei und tauche ein in die Wirklichkeit dessen, was mir begegnet, ich werde ein Teil davon, ich nehme daran teil.

Bewusstsein und Aufmerksamkeit werden dauerhaft und ungeteilt, sie wandeln sich zur Kontemplation. So ist dies eine Schule der Achtsamkeit, des beständigen Einfühlens in eine bis ins kleinste lebendige Welt. Die Augen sind das Fenster des Herzens, weit geöffnet zur Welt.“

– Frederick Franck[/div3]

 

Einige Tipps für den Alltag

  • Bemerken Sie und machen sich bewusst, wie oft Sie im Alltag Ihre Sinne nur oberflächlich einsetzen. Entscheiden Sie sich, ob du dies so beibehalten oder ob du es ändern möchten.
  • Bemerken Sie und machen sich bewusst, wie oft Aie im Alltag das, was Sie wahrnehmen, mit einer Bezeichnung etikettieren. Entscheiden Sie, ob Sie dies so beibehalten oder ob Sie es ändern möchten.
  • Wenn Sie Ihre Sinne intensiver gebrauchen möchten, dann nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und betrachten etwas sehr genau. Was können Sie alles bemerken, was Ihnen vorher nicht aufgefallen ist?
  • Schließen Sie Ihre Augen – später können Sie es auch mit offenen Augen machen – und lauschen. Nehmen Sie einfach wahr, was Sie alles hören können.
  • Gehen Sie 10 Minuten durch den Raum – Sie können das auch im Freien machen – und berühren viele verschiedene Dinge.
  • Finden Sie selbst viele verschiedene Möglichkeiten, Ihren Geschmackssinn und Ihren Geruchssinn zu schulen – und tun Sie es 🙂

Erfahren Sie mehr über das Geheimnis der Aufmerksamkeit im neuen Visions-SelbstCoaching-Kurs

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