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Glücklich ohne wenn und aber

Kürzlich schrieb ich in einem sozialen Netzwerk einen kurzen, scheinbar unschuldigen Satz, der mein inneres Befinden zum Ausdruck brachte – ich dachte, es könnte den einen oder anderen inspirieren:

Ich bin radikal glücklich.

Dieser Satz stieß auf viel Zustimmung: manche konnten es nachempfinden; andere wünschten sich dies sehnlich. Einer jedoch störte sich daran. Er warf mir Unbekümmertheit vor, die ich damit zum Ausdruck bringen würde. Ich antwortete ihm, dass ich mich über die Sorgen und Kümmernisse des täglichen Lebens erheben kann, ohne diese dabei zu ignorieren. Aber auch ohne mich darin zu verstricken.

Stolpersteine des Alltags

Angesichts der unzähligen Herausforderungen des täglichen Lebens ist es nicht einfach, ein heiteres Gemüt zu bewahren. Und dabei auch noch glücklich zu sein … gar unbedingt, also nicht von äußeren Umständen abhängig. Vielmehr ist dies eine echte Kunst – eine LebensKunst!

Die Kunst, radikal glücklich zu sein, wird nirgendwo besser zum Ausdruck gebracht als im Märchen Hans im Glück.

Nun muss man wissen, dass Märchen nicht einfach nur schöne Geschichten sind, um kleine Kinder zu beruhigen und in den Schlaf zu wiegen.

Uralte Lebensweisheit

Märchen und Mythen sind uraltes Menschheitswissen, Lebensweisheit in verschlüsselter und verdichteter Form.

Und im Hans im Glück wird ein mystischer Einweihungsweg beschrieben, wie er auch in vielen anderen Kulturen beschrieben wird, wie z.B. in den zehn Ochsenbildern des Zen-Buddhismus.

Oberflächlich betrachtet, geht es in dem Märchen darum, sich für das Glück offenzuhalten, indem alle überflüssigen Dinge losgelassen werden: im Märchen also das Gold, das Pferd, die Kuh, das Schwein, die Gans und zum Schluss der Stein. Nun sind die Hände frei, das Glück zu fassen, sobald es einem über den Weg läuft.

Wenn das Glück kommt und geht

So weit, so gut. Hände frei, Glück empfangen. Doch dieses Glück, das uns von außen, aufgrund günstiger Umstände und Gelegenheiten, zustößt, oder auch: zu-fällt, ist ein vergängliches Glück. Denn im Leben ist es nun mal so, dass alles kommt und auch wieder geht. Wird das Glück also auf vergänglichen Dingen gebaut, ist das Leid vorprogrammiert.

Und so leben wir aber nun einmal unser Leben, von der Wiege bis zur Bahre unser Glück auf vergänglichen Dingen bauend, auf sandigem Untergrund. Bis der nächste Sturm unser Haus zum Einsturz bringt, uns das Glück davon geweht wird.

Fünferlei Glück

Wir können fünf Formen des Glücks unterscheiden:

  1. Instinktives Glück – dies ist das Glück des gefüllten Bauches. Es endet, sobald wir wieder hungrig sind.
  2. Emotionales Glück – dies ist das Glück, sich gut zu fühlen. Es endet, wenn wir uns aufgrund äußerer Einflüsse oder anderer Menschen wieder schlecht fühlen.
  3. Moralisches Glück – dies ist das Glück, recht zu haben. Es endet, wenn wir, in Gesprächen oder Auseinandersetzungen, unrecht haben.
  4. Selbstbestimmtes Glück – dies ist das Glück, mit selbstgesteckten Zielen erfolgreich zu sein. Es endet, wenn wir mit einem Vorhaben scheitern.
  5. Transzendentes Glück – dies ist das Glück, bedingungslos (radikal) glücklich zu sein. Dies ist das einzige Glück, das nicht von äußeren Umständen, Bedingungen, anderen Menschen etc. abhängig ist. Dieses Glück erfahren wir in den seltenen Momenten, wenn unser nimmermüder Verstand zu Ruhe kommt und Stille einkehrt. Und es manifestiert sich aber erst dauerhaft, wenn wir unser wahres Wesen erblicken – so wie der Hans im Märchen, nachdem er zu guter Letzt in den Brunnen blickte und dort in der Tiefe seinen Wesenskern erkannte. Und, um an die oben bereits erwähnten Ochsenbilder aus dem Zen-Buddhismus anzuknüpfen: nun hatte er die Hände frei und konnte mit leeren Händen (in den Kampfkünsten ist dies ein Symbol für das Leere, also des vom Ego entledigten, Selbst) in die Welt gehen, sein Glück zu teilen.

 

Sicher finden Sie sich in den ersten vier Punkten gut wieder. Doch wie sieht es mit dem fünften Punkt aus? Sind Sie unbedingt glücklich? Radikal glücklich? Oder fehlt etwas?

Irgendwas fehlt immer!

Irgendwann, meistens so zwischen 40 und 50, kommen wir in unserem Leben an einen Punkt, an dem wir glauben, das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben. Der Kühlschrank gefüllt, ein Dach über dem Kopf und ein warmes Bett, das wir vielleicht noch mit einem geliebten Menschen teilen. Ein guter Job, finanziell abgesichert, und gesundheitlich ist auch alles in Ordnung.

Und doch ist da dieses nagende Gefühl von ganz tief innen

Ein Gefühl, nicht wirklich ausgefüllt zu sein, nicht erfüllt zu sein, nicht wirklich satt zu sein. Doch ist dies nicht ein hungriges Gefühl wie beim instinktiven Glück, das befriedigt ist, wenn Sie etwas gegessen haben. Es ist mehr – etwas Existientielles! Etwas, das Sie sich immer häufiger fragen lässt: Das kann doch noch nicht alles gewesen sein?!

Und dahinter verbirgt sich die eigentliche Frage:

Was will ich wirklich von diesem Leben?

Weghören hilft nicht mehr

Diese existientielle Frage lässt sich nicht dauerhaft ignorieren. Durch die Hektik und das Getöse des Alltags versuchen wir zwar krampfhaft, sie zu übertönen. Und eine Zeitlang mag uns dies auch gelingen. Irgendwann jedoch drängt sie mit aller Gewalt ins Leben! Spätestens dann, wenn Ihnen Ihr bisheriges Leben, still und leise oder mit voller Wucht, um die Ohren fliegt.

Was bisher funktioniert hat, funktioniert nun nicht mehr

Das kann schleichend geschehen. Oder Ihr schöner Lebensentwurf zerbricht mit einem Mal in tausend Stücke. Oft geschieht dies zwischen Anfang und Mitte vierzig. Manchmal früher, manchmal auch später.

Äußerlich scheint alles unverändert

Beziehung, Familie, Gesundheit, Job, Finanzen: alles gut. Sie sind erfolgreich. Haben es geschafft. Und es läuft auch alles weiter wie bisher … äußerlich. Tief in Ihrem Inneren jedoch fühlen Sie sich erbärmlich. Ausgetrocknet. Dumpf und leer. Immer öfter fragen Sie sich: wozu das alles überhaupt?

Der Alltag wird zur Qual

Gefühle von Antriebslosigkeit machen sich breit und lassen den Alltag schier unerträglich werden. Frustration, Wut, Einsamkeit und eine dumpfe innere Leere bis hin zu Weltschmerz lassen das äußere Leben nur noch unter großen Anstrengungen funktionieren. Sie retten sich vom Morgen zum Abend, von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub.

Orientierungslosigkeit, Sinnlosigkeit, Ausweglosigkeit … dahinter verbirgt sich eine nicht in Worte zu fassende Angst, wie es weitergehen soll!

Wenn Sie das Ende der Fahnenstange erreicht haben

Da stecken Sie nun fest, in Ihrer Ausweglosigkeit. Es geht nicht mehr weiter. In Ihrem äußerlichen Leben ist nichts mehr zu holen. Wozu auch – macht doch eh alles keinen Sinn.

Oder vielleicht doch?

Es heißt, wenn nichts mehr geht, ist alles möglich! Sie haben ja nichts mehr zu verlieren. Denn die äußerlichen Errungenschaften befriedigen Sie nicht mehr. Also könnten Sie sich ebenso eine kleine Auszeit gewähren, um sich in aller Ruhe zu besinnen. Das ist wörtlich gemeint: wieder zu Sinnen kommen. Die Perspektive erweitern. So wie der Hans im Glück alles Belastende loslassen. Und weitergehen. Schritt für Schritt.

Im Zen wird gesagt, wenn Du auf einem hundert Fuss hohen Fahnenmast sitzt – geh weiter.

Den eigenen Weg finden

Bis jetzt haben Sie vermutlich, wie die meisten Menschen, nicht wirklich selbstbestimmt gelebt. Aufgrund der kulturellen, gesellschaftlichen und familiären Konditionierung haben Sie das gemacht, was alle gemacht und Ihnen vorgelebt und also anerzogen haben. Das ist nicht weiter schlimm, denn das scheint irgendwie zum Leben dazu zu gehören. Dass wir erst mal gehörig vom Weg abkommen, um ihn dann, um viele wertvolle Erfahrungen gereift, neu und nun selbstbestimmt zu gestalten.

Die drei Lebenphasen

In der asiatischen Kultur werden drei Lebensphasen beschrieben. In den ersten beiden Phasen geht es ums Aufwachsen, einen Beruf zu wählen und auszuführen, eine Familie zu gründen und Kinder aufzuziehen, Karriere zu machen und einen sozialen Status zu erwerben und dabei ein gewisses Mass an Einsicht in das Leben zu gewinnen.

In der dritten Phase, die im fünften Lebensjahrzehnt beginnt, geht es darum, den tieferen Sinn des Lebens zu ergründen. Die ersten beiden Lebensphasen dienen als Vorbereitung auf diesen so wesentlichen Lebensabschnitt, der dazu führen soll, dass der Mensch sich in seinem wahren Wesen erkennt. Wo, wie der Zen-Lehrer und Philosoph Karlfried Graf Dürckheim es ausdrückte, das Welt-Ich zum Wesens-Ich erwacht und transparent für das Transzendente wird.

Dies ist die Lebensphase, in der der Mensch ganz Mensch wird und seine Antwort auf die Frage: Wer bin ich? in das tägliche Leben integriert. So wie der Hans im Glück, frei und ungehindert, seinen Lebens-Weg authentisch gestaltend.

Wollen Sie es wagen?

Eine neue Zukunft wagen … langsam, behutsam. Schritt für Schritt. Sie haben nichts zu verlieren außer all dem, was Sie bisher behindert und belastet hat.

Und Sie haben dafür viel zu gewinnen: Ihre Freiheit. Und vor allem aber: sich selbst! Ist es das nicht wert?

Wie geht es weiter?

Mein Vorschlag: richten Sie sich täglich eine kleine Stilleperiode ein. Nehmen Sie sich jeden Tag 10 bis 20 Minuten Zeit und tun Sie bewusst nichts. Einfach nur still sitzen und dabei Ihr Leben aus einer weiteren Perspektive betrachten. Gewinnen Sie dabei eine immer tiefere Einsicht in Ihr Leben, in das, was funktioniert und das, was nicht funktioniert. Das hilft Ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Ihr künftiges Leben absichtsvoll zu gestalten. Unterstützend dabei ist auch viel Bewegung in der freien Natur, um die Stille und Präsenz weiter zu vertiefen.

Im tibetischen Buddhismus heißt es: Klarheit führt zu Freiheit, und Freiheit führt zu Glück!

Gerne begleite ich Sie dabei, Momente der Stille und der Einsicht zu erleben und darüber hinaus einen neuen Lebensentwurf zu gestalten. Auch erzähle ich Ihnen gerne noch mehr über die verborgenen Bedeutungsebenen im Einweihungsweg des Hans im Glück – denn da ist weit mehr, als ich oben beschrieben habe.

Sprechen Sie mich an – ich freue mich, von Ihnen zu hören!
Fon +49 (0) 6657-918889 oder E-mail.

 

“Es lebt im Menschen ein geheimes Wissen darum, dass die rechte Stille,
nach der die Seele sich sehnt, mehr ist als nur das wohltuende Fehlen von Lärm.

Es ist ein Wissen, dass echte Stille grundsätzlich mehr ist als die Voraussetzung
oder Bedingung glückhaften Lebens, dass sie vielmehr gleichbedeutend
ist mit der Erfahrung sich erfüllenden Lebens selbst!”

(Karlfried Graf Dürckheim)